Antonette

Vortrab.

 Ich kann diese Schrift nicht in das Publikum ausfliegen lassen, ohne ihr ein paar Geleitswörtchen mit auf den Weg zu geben.
 Fürs erste ist sie unstreitig eins der auffallendsten Beyspiele der Preßfreiheit unsers Jahrzehends; und ein um so merkwürdigeres Beispiel, da sie es mit der ersten Veranlassung, und dem zarten Zündstoffe einer Revolution zu thun hat, welche allem Anschein nach die merkwürdigste des ganzen Jahrhunderts werden wird; da sie ferner nicht bloß Lettern, und Aufschriften, nicht blose Vermuthungen, und Träume; sondern lebende Personen, Wirklichkeiten, und Thatsachen der Einsicht, der Prüfung und dem Urtheile des Publikums vorlegt. Sind die Hauptangaben des Verfassers wahr, welches die Folge in kurzem lehren muß, so gewinnen sie unmittelbar dadurch einen Grad an Wichtigkeit, der immer erhöht wird, je weitumfassender, und bleibender die Folgen werden.
 Aus zwoen Stellen dieses Versuches ergiebt sich, daß der Verfasser mit den Hauptpersonen seines komisch-tragischen Drama’s in Verbindung stehe, und also aus den Quellen geschöpft habe. Uebrigens kann nicht geläugnet werden, daß er seine Feder zu tief in die Galle getaucht hat, welche auch bey der gerechtesten Veranlassung nie so hoch steigen soll, daß die sanften Linien des Unterschieds erlöschen. Die ganze Schrift scheint in einem Anstoß von Unwillen niedergeschrieben zu seyn, der der Karakterzeichnung da und dort Eintrag gethan, und die ganze Masse von Objekten zu sehr ins Dunkel geworfen, zu wenig mit Licht untermischt hat. Der spielende Wiz, der gleich dem Zephirlüftchen die Distel wie die Rose schüttelt, scheint den Verfasser ein paarmal irre geleitet, und vermocht zu haben, daß er dem Leser die gute Seite eines Charakters – durch die ausgehobene schlimme , oder lächerliche Seite verdächtig machte. Inzwischen ist es gerade das, was sein Gemählde, und den Vortrag seiner Landsleute überhaupt am anziehendsten und unterhaltendsten macht.
 Referent hat sich in seiner Verdeutschung die Rundung, den Nachdruck, und, die Laune seines Originals zu erreichen bestrebt. Seiner, und Anderer Meinung nach ist dieses Bestreben eitel, wenn man nicht, nach dem Ausdrucke eines Geweihten: „die ausländische Schaale knackt, und Kern und Spiritus in ein behältliches vaterländisches Gefäß aufzuhaschen sucht. –“
 Die nahbevorstehende Fortsezung dieses Versuchs von demselben Verfasser, welche etwas Näheres von der Halsbandgeschichte, und von dem Plane der Hofparthey gegen die Nation u.s.w enthalten soll, verspricht er ebenfalls Deutsch zu liefern, wenn ihm anders, wie nicht zu vermuthen steht, keine Hand aus der Wand hervor das Mene teckel &c. insinuirt.
 Die angehängte Ode ist in Jedermanns Händen, und im Ganzen genommen in der Nachbildung eher gemildert, als geschärft worden.

d.R.

Ballodora dimorpha, Zarskoe Selo.